Preisträger

2024 Tanja Maljartschuk 

Tanja Maljartschuk
Foto: Maria Svidryk

Tanja Maljartschuk wurde 1983 in Iwano-Frankiwsk geboren. Die ukrainische Autorin  geht in ihren jüngsten Schriften der Frage nach, was es bedeutet, aus einem Land zu stammen, dessen Existenzrecht von den russischen Invasoren aggressiv infrage gestellt wird. Und wie sich umgehen lässt mit dem Schmerz, der Wut und der Sprachlosigkeit, die dieser Krieg Tag für Tag heraufbeschwört.

„Ihre Essays, Erzählungen und Romane zeichnet ein schmerzhafter Humor aus, mit dem sie wie beiläufig die Abgründe unserer gesamteuropäischen Geschichte aufdeckt. Dabei richtet sie den Blick auf verdrängte Traumata und daraus resultierende Ängste – ob biographisch, aus der historischen Recherche heraus oder mit den erzählerischen Mitteln des Absurden.“

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 2021* Eliot Weinberger

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Eliot Weinberger wurde 1947 in New York geboren. In seinen anspielungsreichen Essays und Gedichten erprobt er immer neue Sichtweisen auf die Welt. Als literarischer Übersetzer übertrug er unter anderem Werke von Octavio Paz, Vicente Huidobro und Bei Dao ins Englische.

*(Pandemiebedingt fand die Preisverleihung erst 2022 statt.)

„Die Ermordung oder Inhaftierung von Autoren hat noch nie verhindert, dass anderswo geschrieben wurde. Irgendwie gehen diese Miniaturcontainer – Bücher – weiter hinaus in die Welt und sind eine Welt.“

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2019 Dževad Karahasan

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Der Schriftsteller, Dramatiker, Essayist, Dramaturg und Literaturwissenschaftler Dževad Karahasan (1953–2023) wurde in in Duvno, heute Bosnien-Herzegowina, geboren. 1993 floh Karahasan aus der umkämpften Stadt Sarajevo, die in vielen seiner Büchern eine zentrale Rolle spielt. Sein umfangreiches Werk umfasst Romane, Essays, Erzählungen und Theaterstücke.

„Eine menschliche Siedlung wird mit einer Bibliothek zur Stadt […]. Daher ist es von entscheidender Wichtigkeit, daher ist es das Wichtigste bei der Verteidigung der Stadt, die Bibliothek zu erneuern, Bücher zu schenken und sie zu lesen.“

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2017 Aris Fioretos

CC BY-SA 3.0

Aris Fioretos, 1960 in Göteborg geboren, ist ein schwedischer Schriftsteller und Übersetzer österreichisch-griechischer Herkunft. Sein Roman „Mary“ erzählt vom Schicksal einer jungen Frau zur Zeit der griechischen Militärdiktatur.

„[Aris Fioretos]  ist als Wanderer zwischen Sprachen und Kulturen ein Weltbürger im besten Sinn – einer, der auch literarisch das Risiko nicht scheut und mit „Mary“ erzählerischen Mut bewiesen hat.“ (aus der Begründung der Jury)

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2015 Gerhard Roth

Foto: Stadelmann

Der österreischische Erzähler, Dramatiker und Essayist Gerhard Roth (1942–2022) setzte er sich aufmerksam und kritisch mit der österreichischen Vergangenheit und der politischen Gegenwart auseinander. Über drei Jahrzehnte erstreckte sich die Arbeit an seinen Werkzyklen „Die Archive des Schweigens“ (1978–1991) und „Orkus“ (1993–2011).

„Die gegenseitige Fremdheit ist ein allen Menschen gemeinsames Schicksal. Sie kann jedoch ein lebenslanges und lebenswertes Abenteuer sein, wenn wir damit beginnen, das Fremde in und um uns wie ein Kryptogramm zu entziffern und anfangen, es allmählich zu verstehen.“

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2013 Péter Esterházy

Foto: Stadelmann

Der ungarische Schriftsteller und Essaysist Péter Esterházy (1950–2016) schuf in seinem Hauptwerk „Harmonia Caelestis“ anhand der Geschichte seiner Familie ein vielgestaltes ungarisches und europäisches Panorama .

„Leben wir aber nicht in einer Diktatur, […] nehmen wir die Freiheit als naturgegeben hin, als etwas, womit man sich vielleicht gar nicht befassen muß, wie man auch das Atmen nicht besonders beachtet. Freiheit ist im heutigen Europa kein Thema. Doch wenn wir beim vorigen Vergleich bleiben, sehen wir, daß die Atemluft von mehreren Seiten, auf komplexe Art, zuweilen kaum sichtbar und kaum durchschaubar, doch sehr wohl wahrnehmbar gefährdet ist.“

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2011 Richard Sennett

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Der amerikanische Soziologe, Historiker und Städteforscher Richard Sennett wurde 1943 in Chicago geboren. Mit seinem Buch „Verfall und Ende des öffentlichen Lebens“ wurde er nicht nur im Bereich der Städteforschung zu einem den herausragenden Intellektuellen unserer Zeit.

„Ist das Exil eine schmerzliche Episode oder kann es zu einer Lebensweise werden? Und welche Art von Wissen über sich selbst brauchen Exilanten, um zu überleben?“

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2009 Ursula Krechel

Foto: Alexander Paul Englert

Die 1947 in Trier geborene Schriftstellerin Ursula Krechel überzeugte die Jury mit ihrem sorgfältig recherchierten Roman “Shanghai fern von wo”, mit dem sie einem bis dahin nur wenig bekannten Ort des Exils ein literarisches Denkmal setzte.

“ Die Gestalten des Buches, die ihre Namen historischen Personen entleihen, entwickelten sich fort, erzählten von ihrem Mut, ihrer Ausdauer, ihren Niederlagen, dem Kampf gegen Schmutz und Ekel, dem Verlust geliebter Personen. Forschen und Schreiben trennten sich mehr und mehr.“

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2007 Lizzie Doron

Foto: Heiko Sandelmann

Die 1953 in Tel Aviv geborene Schriftstellerin Lizzie Doron schuf mit ihrem Buch  „Warum bist du nicht vor dem Krieg gekommen?“ ein literarisches Denkmal jener Generation, die die Shoa überlebte und in Israel Fuß zu fassen suchte.

„[…] es ist mein fester Glaube, dass Schriftsteller und ihre Leser zusammen eine große Nation bilden, eine Nation mit der Fähigkeit, anderen zuzuhören […]. Es ist die Pflicht der Nation der Leser, die Freiheit der Rede zu sichern, die menschliche Würde zu schützen und zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden.“

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2005 Bei Dao

Foto: Heiko Sandelmann

Bei Dao wurde 1949 in Peking geboren. In Deutschland wird er vor allem als Lyriker verehrt, chinesischen Lesern ist er zudem als Publizist und Romanautor bekannt. Nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens verbrachte er mehr als ein Jahrzehnt im Exil und wurde zu einer international wahrgenommenen poetischen und kritischen Stimme.

“Damit wir niemals einen Kompromiss schließen mit der Macht und der Lüge, damit wir einer despotischen Sprache widerstehen [….], für all dies wollen wir kämpfen.”

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2003 George Tabori

Foto: Nelly Rau-Häring

George Tabori (1914–2007) wurde in Budapest geboren, emigierte 1935 nach London und lebte nach dem Zweiten Weltkrieg als Schriftsteller und Dramatiker in den USA. Anfang der 1970er-Jahre kehrte er nach Mitteleuropa zurück und prägte als „Spielmacher“ (den Begriff des Regisseurs lehnte er ab) eine ganz eigene Form des Ensemble-Theaters.

„Tabori gelingt mit seiner künstlerischen Arbeit etwas, was heute rar geworden ist. Der Leser, der Zuschauer und auch der Schauspieler oder Sänger geht aus der Konfrontation mit dieser Arbeit […] als ein anderer hervor. Nennen wir es: Menschlicher!“ (aus der Laudatio)

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2001 Barbara Honigmann

Foto: Isolde Ohlbaum

Die Schriftstellerin  Barbara Honigmann wurde 1949 in Ost-Berlin geboren und lebt seit 1984 in Straßburg.

„Bei allem Zweifel jedoch, wird man der schönen Kunst und Literatur eines nicht absprechen können, dass sie jedem Geschöpf, welches sie erfindet oder nachzeichnet, […] nicht die Einzigartigkeit gegeben hätte, in der jeder Mensch sein eigenes Gesicht wiedererkennen kann.“

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1999 Tuvia Rübner

Foto: Heiko Sandelmann

Der Lyriker Tuvia Rübner (1924–2019) wuchs in einer deutschsprachigen jüdischen Familie in Preßburg auf. Nachdem seine Eltern und seine Schwester nach Polen deportiert worden waren, konnte er 1941 im letzten Augenblick mit einer Gruppe von zehn Jugendlichen nach Palästina auswandern.

„Durch sein Anderssein postuliert [das Gedicht] die Möglichkeit eines anderen –darf ich sagen: gerechteren?, vielleicht einfach: anständigeren oder genauer: möglichen Lebens.“

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1997 Imre Kertész

Foto: Isolde Ohlbaum

Der Schriftsteller Imre Kertész (1929–2016) wurde in Budapest geboren. Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde er als Fünfzehnjähriger über Auschwitz ins Konzentrationslager Buchenwald und in dessen Außenlager Wille in Tröglitz/Rehmsdorf bei Zeitz verschleppt. In seinem Jahrzehnte später entstanden Buch „Roman eines Schicksallosen“ sucht er nach einer Sprache für die Erfahrungen dieser Zeit.

“Imre Kertész erhält den Jeanette-Schocken-Preis für sein Werk insgesamt und für Roman eines Schicksallosen insbesondere. […] Es ist ein Überleben mit den Mitteln der Kunst.“ (aus der Begründung der Jury)

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1995 Louis Begley

Foto: Jerry Bauer

Louis Begley wurde als Ludwig Beglejter an 6. Oktober 1933 in Stryj (Galizien) im damaligen Polen geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte er mit seinen Eltern in die USA. Erst relativ spät trat Begley, der als Rechtsanwalt arbeitete, als Autor in Erscheinung. Sein autobiographisch grundierter Roman „Lügen in Zeite des Krieges“ handelt von einem jüdischen Jungen, der in wechselnden Verstecken die Judenverfolgung im deutsch besetzten Polen überlebt.

„Wir müssen unbedingt lernen, im Fremden unseren Bruder oder unsere Schwester zu erkennen. Wenn wir das nicht tun, dann werden wir kaum den Mut finden, uns jenen in den Weg zu stellen, die ihnen Schaden zufügen wollen.“

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1993 Hanna Krall

Foto: Ekko von Schwichow

Die Schriftstellerin und Journalistin Hanna Krall wurde 1935 in Warschau geboren. In ihren Werken setzt sie sich intensiv mit der Geschichte jüdischen Lebens in Polen auseinander. Internationale Bekanntheit erlangte sie durch ihre literarische Reportage „Dem Herrgott zuvorkommen“ über das Warschauer Ghetto und ihren Roman „Die Untermieterin“.

„Alles, worüber ich schreibe, hat sich wirklich zugetragen. Alle Menschen, über die ich schreibe, haben wirklich existiert, sind also in der Tat Mitautoren meiner Bücher.“

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1991 Irene Dische

Foto: Heiko Sandelmann

Irene Dische wurde 1952 in New York geboren. Die österreichisch-amerikanische Schriftstellerin ist die erste Trägerin des Jeanette-Schocken-Preises. Sie lebt in Rhinebeck (New York) und Berlin.

„Es gibt Autoren, die – formbewusst und mit kühler Strenge arbeitend – mit einem einzigen Satz ihre Welt und ihr Jahrhundert fassen können. […] Auch bei Irene Dische treffen uns unvorbereitet und um so heftiger diese Jahrhundertsätze.“ (aus der Laudatio)

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