Bei Dao (Seite)

Der Jeanette-Schocken-Preis 2005 wurde Bei Dao zugesprochen.

Bei Dao, 1949 in Peking geboren, ist  Essayist und Lyriker. In den 1970er Jahren begann er zu schreiben. Vor dem Hintergrund der „Kulturrevolution“ entstanden seine ersten literarischen Texte allerdings nicht für eine große Öffentlichkeit, sondern waren nur einem ausgewählten Kreis von Freunden vorbehalten.

Nach der politischen Entspannung Ende 1978 gründet Bei Dao zusammen mit Mang Ke die Literaturzeitschrift „Heute“ („Jintian“), die allerdings schon zwei Jahre später auf Drängen der Regierung eingestellt wurde.  1988 reiste er nach Europa, wo er schließlich aufgrund des Tian’anmen-Massakers strandete. Erst 2002 wurde ihm wieder die Rückkehr nach China gewährt.

1990 wurde von ihm und anderen Dichtern die Zeitschrift „Jintian“ in Norwegen wiederbelebt, die bis heute ein wichtges Sprachrohr für ChinesInnen im Exil und im Land selber ist.

Bei Dao nimmt insbesondere wegen seiner Gedichte einen wichtigen Platz in der Geschichte der zeitgenössischen chinesischen Literatur ein. Die Mehrzahl seiner Gedichte drücken intime und oft dunkle Gefühle aus, beschreiben Albträume oder entwerfen reich bebilderte Fantasien.

Aus der Begründung der Jury:

„Der Jeanette-Schocken-Preis […] soll an den chinesischen Dichter und Schriftsteller Bei Dao gehen, der nach der Kulturrevolution mit seiner Dichtung der Einsamkeit und des Neins zur Vereinnahmung zu einer modernen chinesischen Stimme der Weltliteratur geworden ist.“

Aus der Laudatio von Hugo Dittberner:

„Ich glaube nicht an die Bläue des Himmels;
Ich glaube nicht an die Stimme des Donners;
Ich glaube nicht an die Falschheit von Träumen;
Ich glaube nicht an die Sühnelosigkeit des Todes.“

„Heißt das nicht: Der Himmel hat viele Farben; der Donner ist ein erklärbares Naturereignis; Träume sind wahr und: Tod, ein Mord kann gesühnt werden – für das rufende Ich, den Nonkonformisten in der Wüste der Gemeinschaft? – Das Gedicht „Die Antwort“, aus dem ich diese Verse zitiert habe […], ist, zusammen dann mit einigen anderen Gedichten [….] nicht nur in China, sondern in der ganzen Welt bekannt geworden und hat seinen Autor berühmt gemacht. Seine Verse haben sich in die Köpfe und auf die Transparente der Menschen emanzipiert [….].“

Aus der Dankrede von Bei Dao:

„In meinen Augen ist ein Literaturpreis nicht nur die Bestätigung für das Schreiben eines Schriftstellers, sondern er hebt auch unsere Verantwortung für das gemeinsame Schicksal hervor, nämlich das Schicksal aller Reisenden in die Tiefe der Finsternis. Damit wir niemals einen Kompromiss schließen mit der Macht und der Lüge, damit wir einer despotischen Sprache widerstehen, damit wir die Vergangenheit auf der Suche nach dem Morgen erinnern, um der Träume und Würde der Menschheit willen, für all dies wollen wir kämpfen.“