Richard Sennett (Seite)

Der Jeanette-Schocken-Preis 2011 wurde Richard Sennett zugesprochen.

Der amerikanische Soziologe, Historiker und Städteforscher Richard Sennett wurde 1943 in Chicago geboren. Er studierte zunächst Musikwissenschaften und Violoncello, bevor er erst an der University of Chicago und dann an der Harvard University Soziologie studierte (u.a . bei Hannah Arnedt). 1973 wurde er von der New York University auf eine Professur für Geschichte und Soziologie berufen, wo er das New York Institute for Humanities mitbegründete.

Einer größeren internationalen Leserschaft wurde Sennett erstmals mit seinem 1977 erschienen Buch: „Verfall und Ende des öffentlichen Lebens“ bekannt. Seither gehört er vor allem im Bereich der Städteforschung zu den herausragenden Intellektuellen unserer Zeit.

Neben seinen wissenschaftlichen Tätigkeiten war er Vorsitzender des International Committee on Urban Studies der UNESCO, das sozialwissenschaftliche Themen mit Fragen der Architektur und des Städtedesigns vor allem für die Dritte Welt zu verbinden sucht.

Aus der Begründung der Jury:

„[Richard Sennett] weist […] auf die Gefahr hin, dass wir als lebendige, aus krummem Holz geschnitzte Menschen in unsere Welt nicht mehr hineinpassen. Sennetts Bücher sind ein Plädoyer für die Verteidigung der gefährdeten Sinnlichkeit und die Bewahrung der menschlichen Würde in unserer Lebens- und Arbeitswelt. […] Sennetts Essays fügen sich zu einer großen humanen Zivilisationserzählung.“

Aus der Laudatio von Carolin Emcke:

„Wer genau hinhört, entdeckt in Richard Sennetts Texten deswegen auch immer einen leicht melancholischen Ton, einen bestimmte Klangfarbe der Trauer, die dem zu eigen ist, der die Prozesse grenzenloser Dynamisierung des Marktes und der Gesellschaft beobachtet und bemerkt, wie sie die Menschen zunehmend entfremden von ihrer Arbeit, ihrer Familie und der Gemeinschaft […] Das ist nicht bloße Sentimentalität, es sind […] die kunstvollsten Analysen zur sozialen Grammatik des Heimwehs […].“

Aus der Dankrede von Richard Sennett:

„Ich möchte Sie teilhaben lassen an einigen Fragen, die meine Generation für sich beantworten musste. Ist das Exil eine schmerzliche Episode oder kann es zu einer Lebensweise werden? Und welche Art von Wissen über sich selbst brauchen Exilanten, um zu überleben? […] Zwischen Gegenwart und Vergangenheit tut sich eine Kluft auf, sagt Hannah Arendt, die der Exilant nur schließen kann, inderm er die Vergangenheit im Geiste wieder aufleben lässt und sie als Gefährtin der Gegenwart begreift, wobei „Heimat“ zu einer Fiktion wird.“