Péter Esterházy (Seite)

Der Jeanette-Schocken-Preis 2011 wurde Péter Esterházy zugesprochen.

Der Schriftsteller und Essaysist Péter Esterházy wurde 1950 in Budapest geboren. Aus einem gräflichen Zweig der Familie Esterházy stammend, die unter dem kommunistischen Regime enteignet und unterdrückt wurde, schloss er zunächst ein Studium der Mathematik ab und arbeitete als EDV-Spezialist. Ende der 1970er-Jahre erschienen seine ersten literarischen Texte. In seinem Hauptwerk „Harmonia Caelestis“ entwirft er anhand der Geschichte seiner Familie ein vielgestaltes ungarisches und europäisches Panorama .

Péter Esterházy starb 2016 als vielfach ausgezeichneter Autor in Budapest.

Aus der Begründung der Jury:

„Mit seinen Sprachspielen und der subversiven Erzählweise unterleif [Péter Esterházy] damals die Zensur, die in den klugen Witz seiner Geschichten die darin enthaltene Kritik an der Diktatur übersehen hatte. Dabei war Esterházy von Anfang an ein genauer Chronist; seit jeher erzählt er von gesellschaftlichen und politischen Zusammenhängen, und so gehört er zum literarischen Gewissen seines Landes. […] Mit Péter Esterházy ist ein Erzähler als literarische Instanz präsent, der uns die ‚Gattung Buch‘ neu erscheinen lässt: Wir betreten ein Texthaus von Größe und Schönheit, in dem der Leser gut leben kann.“

Aus der Laudatio von Hanns Zischler:

„[Der Leser von Peter Esterházys „Einführung in die Schöne Literatur“] wird stutzig, weil ihn der Ton und der Redefluss dieser Esterházy-Prosa an etwas erinnern, das er gehört hat und ihm im Ohr geblieben ist, sich dort eingenistet hat wie kaum etwas anderes, ein Kuckucksei der Sprache, eine Modulation, auch wenn er die Einzelheiten des Erzählten, die Namen und die Orte und Umstände vergessen hat. Und alsgleich hört er das seinerzeit Gelesene, hört es wieder, jenen vielegstaltigen und unentwegt mäandernden Text, durch den man wie durch die Schaumblume zum Bier vordringen muss, um seiner habhaft zu werden […].“

Aus der Dankrede von Peter Esterházy:

„In der Diktatur naht ein großes Ungeheuer mit behaarten Pranken und raubt uns unsere Freiheit. […] Die Position der Freiheit ist in der Diktatur also abgesichert, ihr Prestige wächst zusehends, uns dünkt, wir brauchten sie wie einen Bissen Brot [….].  Leben wir aber nicht in einer Diktatur, […] nehmen wir die Freiheit als naturgegeben hin, als etwas, womit man sich vielleicht gar nicht befassen muß, wie man auch das Atmen nicht besonders beachtet. Freiheit ist im heutigen Europa kein Thema. Doch wenn wir beim vorigen Vergleich bleiben, sehen wir, daß die Atemluft von mehreren Seiten, auf komplexe Art, zuweilen kaum sichtbar und kaum durchschaubar, doch sehr wohl wahrnehmbar gefährdet ist.“