Hanna Krall (Seite)

Der Jeanette-Schocken-Preis 1993 wurde Hanna Krall zugesprochen.

Die Schriftstellerin und Journalistin Hanna Krall wurde 1935 in Warschau geboren. Nach ihrem Studium der Publizistik in Warschau arbeitete sie zunächst für die Zeitung Zycie Wrszawy, ab 1966 bis zur Verhängung des Kriegsrechts 1981 für die Wochenzeitschrift Polityka. Ihr Publikationsverbot brachte Hanna Krall in Verbindung zur Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc, in deren Zeitung Gazeta Wyborcza veröffentlichte sie jahrzehntelang.

Die Auseinandersetzung mit der Geschichte jüdischen Lebens in Polen wurde zu ihrem Lebensthema. Mit „Dem Herrgott zuvorkommen“, einer literarischen Reportage über Marek Edelman und den Aufstand im Warschauer Ghetto sowie dem 1985 in einem Pariser Exilverlag erschienenen autobiographischen Roman „Die Untermieterin“ wurde Hanna Krall auch international einer größeren Öffentlichkeit bekannt.

Aus der Begründung der Jury:

„Hanna Krall hat in ihren Büchern das Schicksal der polnischen Juden auf ungewöhnliche Weise vergegenwärtigt. […] Mit lakonischer, bisweilen gar sarkastischer Schärfe protokolliert sie Auflehnung wie Verzweiflung der Opfer ohne heroisierende Verklärung. […] Der Leser muss den Spuren einer gewaltsam ausgelöschten Gemeinschaft von Todgeweihten ohne kommentierende Anleitung nachgehen.”

Aus der Laudatio von Elsbeth Wolffheim:

„Endlich, so heißt es auf der letzten Seite des Buches „Die Untermieterin„, „endlich dürft ihr dann zu uns gehören.“ Ich danke Hanna Krall, dass sie uns diese Zugehörigkeit anbietet. Ich danke ihr im Namen aller Anwesenden, dass sie zu uns gekommen ist und dass wir etwas von ihr bewahren dürfen, wenn sie nach Polen zurückkehrt. Ich meine ihre Bücher, die uns Spuren in eine auf immer untergegangene Welt weisen und damit dem Untergang entgegenwirken.“

Aus der Dankrede von Hanna Krall:

„Alles, worüber ich schreibe, hat sich wirklich zugetragen. Alle Menschen, über die ich schreibe, haben wirklich existiert, sind also in der Tat Mitautoren meiner Bücher. Ich danke ihnen dafür, dass sie ein Leben lebten, das sich beschreiben lässt … dass sie mir ihr Leben anvertrauten … Und dass sie mir davon erzählen konnten.“