Der Jeanette-Schocken-Preis 1991 wurde Irene Dische zugesprochen.
Irene Dische wurde 1952 als Tochter eines Biochemikers und einer Biochemikerin, Ärztin und Gerichtspathologin in New York geboren und wuchs dort auch auf. Als Siebzehnjährige begab sie sich als Tramperin auf eine Weltreise, danach arbeitete sie für den Ethnologen Louis Leakey in Ostafrika. Nach ihrer Rückkehr studierte sie an der Harvard University und veröffentlichte erste Reportagen in „The New Yorker“ und in „The Nation“. 1977 zog Irene Dische nach Berlin, wo sie bis heute neben Rhinebeck, New York vorwiegend lebt.
1989 wurde Dische mit der unter dem Titel „Fromme Lügen“ veröffentlichten Sammlung von Erzählungen erstmals einem größeren literarisch interessierten Publikum bekannt. Seitdem fanden die aus dem Englischen übersetzten Geschichten oft zuerst, manchmal sogar ausschließlich in deutscher Sprache ihre Verbreitung.
Aus der Begründung der Jury:
“Die Autorin schreibt aus der Selbstsicherheit eines Weiterlebens der jüdischen Welt heraus, ohne je das Eingedenken an die Opfer des Holocaust preiszugeben. Mit Abstand und Anteilnahme, mit Ironie und Zartheit votiert sie in ihren Geschichten für die Freiheit der Außenseiter und lässt damit in Deutschland umlaufende fahrlässige Klischees über das Verhältnis von Deutschen und Juden hinter sich.”
Aus der Laudatio von Christoph Hein:
„Es gibt Autoren, die – formbewusst und mit kühler Strenge arbeitend – mit einem einzigen Satz ihre Welt und ihr Jahrhundert fassen können. […] Auch bei Irene Dische treffen uns unvorbereitet und um so heftiger diese Jahrhundertsätze. Irgendwo heißt es bei ihr überraschend „Heute im Fernsehen ein gutes Unterhaltungspogrom“. Und wir spüren, mehr als mit diesem kalauernden Satz ist über unsere Welt und unsere Zeit eigentlich nicht zu sagen.“