Der Jeanette-Schocken-Preis 2001 wurde Barbara Honigmann zugesprochen.
Barbara Honigmann wurde 1949 in Ost-Berlin geboren. Sie ist die Tochter deutsch-jüdischer Emigranten, die das Dritte Reich im britischen Exil überlebten und 1947 nach Ost-Berlin kamen, um am Aufbau eines neuen Deutschland mitzuhelfen. Nach ihrem Abitur studierte Honigmann ab 1967 an der Humboldt-Universität Theaterwissenschaft und arbeitete anschließend als Dramaturgin und Regisseurin. Seit 1975 ist sie freie Schriftstellerin.
1984 reiste sie aus der DDR aus. In ihrem Buch „Roman von einem Kinde“ spricht sie von einem „dreifachen Todessprung ohne Netz: vom Osten in den Westen, von Deutschland nach Frankreich, und aus der Assimilation mitten in das Thora-Judentum hinein“.
Aus der Begründung der Jury:
“[Baraba Honigmann] hat ein Prosawerk schaffen können, das ihre Leser durch ihren lakonischen Chronikton und ihre Fähigkeit, die historische Vergangenheit jüdisch-deutscher Geschichte in poetischer Klarheit zu benennen, zugleich aufklärt und in den Bann zieht.”
Aus der Laudatio von Marion Titze:
„Alle Honigmann-Texte sind Einladungen, etwas zu bemerken. Mitzkommen, mal um die Ecke, mal auf eine Reise, auf einen Friedhof, ins Krankenhaus, um zu entbinden, in ein kaltes unmöbliertes Zimmer, in ein geheiztes möbliertes, in einen Zug, der überfüllt ist, auf Wanderschaft bei Gewitter, zum Schlafen unter mit Fahnentuch verhängtem Biertisch, ins Atelier, das eigentlich Spielzimmer ist. Diese Orte wird man dann nicht mehr vergessen, obwohl sie doch sehr alltägliche Orte sind [….].“
Aus der Dankrede von Barbara Honigmann:
„Es wird oft gesagt, die Werke der schönen Kunst und schönen Literatur könnten nichts ausrichten gegen Unrecht und Gewalt, Hass und Intoleranz und sie hätten alle nichts genutzt. […]
Bei allem Zweifel jedoch, wird man der schönen Kunst und Literatur eines nicht absprechen können, dass sie jedem Geschöpf, welches sie erfindet oder nachzeichnet, in seinem Abbild, in den Geschichten und Beschreibungen seiner Irrfahrten, seiner Komödien der Irrungen, siener Wahlverwandtschaften, seiner verlorenen Illusionen und seiner Suche nach der verlorenen Zeit, nicht die Einzigartigkeit gegeben hätte, in der jeder Mensch sein eigenes Gesicht wiedererkennen kann.“