Imre Kertész wurde am 9. November 1929 in Budapest geboren. Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde Kertész 1944 als Fünfzehnjähriger über Auschwitz ins Konzentrationslager Buchenwald und in dessen Außenlager Wille in Tröglitz/Rehmsdorf bei Zeitz verschleppt. Er wurde am 11. April 1945 befreit und kehrte nach Budapest zurück.
Diese einjährige, ihn lebenslang prägende Zeit verarbeitete er zuerst in dem 1973 in Ungarn und 1996 (neu) übersetzten „Roman eines Schicksallosen“ (im ungarischen Original: Sorstalanság). Der Roman wurde 2005 von Lajos Koltai verfilmt.
Imre Kertész starb 2016 als international vielfach preisgekrönter Autor in Budapest.
Aus der Begründung der Jury:
“Imre Kertész erhält den Jeanette-Schocken-Preis für sein Werk insgesamt und für Roman eines Schicksallosen insbesondere. Gerade dieser Roman ist ein philosophisch inspiriertes Buch und in seiner Vollendung als Roman epochal. Es ist ein Überleben mit den Mitteln der Kunst. […] In diesem Roman ist der Zivilisationsbruch Sprache geworden. Zugleich rettet Kertész die Geschichte des 16jährigen, der für die Schicksallosigkeit bestimmt war, aufbewahrt im Gefäß seiner Erzählung.”
Aus der Laudatio von Zsuzsanna Gahse:
„Es ist ein verstörendes Unterfangen, einen Schriftsteller wegen seiner stilistischen Vortrefflichkeit und seines bewundernswerten Konzeptes zu feiern, wenn es dabei um Erinnerungen an das Konzentrationslager geht. Dennoch: Der Roman eines Schicksallosen ist bis in die leise hervorgehobenenen Aufschreie hinein ein Meisterwerk.“
Aus der Dankrede von Imre Kertész:
„Und hört doch endlich auf damit, dass es für Auschwitz keine Erklärung gibt, dass Auschwitz eine Ausgeburt der irrationalen, der mit der Vernunft nicht faßbaren Kräfte sei, denn für das Böse gibt es immer eine vernünftige Erklärung, mag sein, daß der Satan selbst […] irrational ist, seine Geschöpfe aber sind sehr wohl rationale Wesen, alle ihre Taten lassen sich ableiten wie eine mathematische Formel; jedoch […] das wirklich Irrationale und tatsächlich Unerklärbare ist nicht das Böse, im Gegenteil: es ist das Gute.“