Der amerikanische Soziologe, Historiker und Städteforscher Richard Sennett wurde 1943 in Chicago geboren. Er studierte zunächst an der New Yorker Juilliard School Musikwissenschaften und Violoncello bevor er im Anschluss daran erst an der University of Chicago und dann an der Harvard University Soziologie studierte.
Zu seinen Professoren zählten unter anderem die prominenten Soziologen David Riesmann in Chicago und Talcon Parsons in Harvard sowie die Politikwissenschaftlerin und Historikerin Hannah Arendt. Nach seinem Ph.D. in Urbanistik gründete er 1969 in Cambridge, Massachusetts, das Cambridge Institute, ein soziologisches Forschungszentrum, und forschte und lehrte in den folgenden Jahren unter anderem in Harvard, Yale, Rom und Washington. 1973 wurde er von der New York University auf eine Professur für Geschichte und Soziologie berufen, wo er 1976 das New York Institute for Humanities mitbegründete.
Einer größeren internationalen Leserschaft wurde Sennett erstmals mit seinem 1977 erschienen Buch: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens bekannt. Seither gehört er vor allem im Bereich der Städteforschung zu den herausragenden Intellektuellen unserer Zeit. Seit 1999 ist Sennett auch Professor für Sozial- und Kulturtheorie an der London School of Economics.
Neben seinen wissenschaftlichen Tätigkeiten war er 1988 bis 1993 Vorsitzender des International Committee on Urban Studies der UNESCO, das sozialwissenschaftliche Themen mit Fragen der Architektur und des Städtedesigns vor allem für die Dritte Welt zu verbinden sucht. Ebenso ist er Mitglied der Royal Society of Literature, der American Academy of Arts and Sciences und des Chicago Institute for Architecture and Urbanism und Verfasser zahlreicher kulturhistorischer Schriften.
1998 erschien sein von der Kritik hoch gelobter Bestseller Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus erstmals in deutscher Übersetzung im Berlin Verlag. „Wer wissen will, wohin wir treiben, kann dieses Essay als Logbuch lesen“, lobte der Focus. Zuletzt erschien auf Deutsch 2008 Handwerk – eine Kulturgeschichte der elementaren, schöpferischen menschlichen Tätigkeit: dem individuellen Arbeiten. Handwerk ist ein eindrückliches Plädoyer dafür, sich wieder auf die Welt der Dinge einzulassen.
Publikationen
Verfall und Ende des öffentlichen Lebens: Die Tyrannei der Intimität
(Frankfurt a. M. 1983 / Berlin 2008)
Autorität
(Frankfurt a. M. 1985 / Berlin 2008)
Civitas. Die Großstadt und die Kultur des Unterschieds
(Frankfurt a. M. 1994 / Berlin 2009)
Fleisch und Stein: Der Körper und die Stadt in der westlichen Zivilisation
(Berlin 1995)
Der flexible Mensch: Die Kultur des neuen Kapitalismus
(Berlin 1998)
Respekt im Zeitalter der Ungleichheit
(Berlin 2002)
Die Kultur des neuen Kapitalismus
(Berlin 2005)
Handwerk
(Berlin 2008)
Auszeichnungen
1998 Premio Amalfi, europäischer Amalfi-Preis für Soziologie und Sozialwissenschaften
1999 Das politische Buch, Preis der Friedrich-Ebert-Stiftung
2006 Hegel-Preis der Stadt Stuttgart
2008 Gerda Henkel Preis
2009 Heinrich-Tessenow-Medaille, Preis der Heinrich-Tessenow-Gesellschaft
2011 Jeanette Schocken Preis – Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur